Marketing & Kommunikations Blog

Ruhe im Briefkasten

Wer kennt es nicht? Kaum hat der Pöstler seine Runde beendet, quillt der Briefkasten über vor bunten Prospekten, Flyern und Werbebroschüren. Viele ärgert das und sie kleben einen «Stopp Werbung» Kleber an den Briefkasten. Sogar an Briefkästen von Firmen, die selbst Werbung schalten, habe ich schon solche Kleber gesehen. Die Ironie ist köstlich, nicht wahr?

Doch was steckt hinter dieser wachsenden Ablehnung und was würde eigentlich passieren, wenn die Werbeflut komplett versiegen würde?

Die Gründe für die Werbemüdigkeit sind vielfältig:

  • Umweltbewusstsein: Berge von Papier landen ungefragt in unseren Briefkästen. Viele Menschen stören sich an der Ressourcenverschwendung und möchten ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem sie unnötigen Papiermüll vermeiden.
  • Informationsüberflutung: Wir leben in einer Zeit, in der wir ohnehin schon von Informationen und Werbebotschaften aus allen Kanälen überflutet werden. Der Briefkasten wird da schnell zum weiteren Störfaktor.
  • Desinteresse: Oftmals sprechen die unadressierten Werbeprospekte schlichtweg nicht die eigenen Interessen an. Wer braucht schon wöchentlich Angebote für Rasenmäher, wenn man in einer Wohnung mit einem Balkon lebt?
  • Zeitmangel: Das Sichten und Entsorgen der Werbung kostet Zeit – Zeit, die viele lieber anders nutzen würden.

 

Was wäre, wenn es keine Werbung mehr gäbe? Ein Blick in die Glaskugel:

Ein kompletter Wegfall hätte weitreichende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft:

  • Höhere Preise für Konsumgüter: Werbung dient auch dazu, auf Produkte und Dienstleistungen aufmerksam zu machen und den Wettbewerb anzukurbeln. Ohne diese Form der Kommunikation müssten Unternehmen andere Wege finden, ihre Produkte bekannt zu machen, was sich möglicherweise in höheren Preisen für die Endverbraucher niederschlagen könnte.
  • Weniger Informationen über Angebote und Neuheiten: Werbung informiert uns über Sonderangebote, neue Produkte und Dienstleistungen in unserer Umgebung. Ohne sie müssten wir uns aktiver auf die Suche nach solchen Informationen begeben.
  • Veränderungen im KMU-Bereich und im Einzelhandel: Lokale Unternehmen nutzen Werbung, um auf Aktionen oder Neuheiten aufmerksam zu machen. Ein Wegfall dieser Möglichkeit könnte besonders kleine und mittlere Unternehmen treffen. Ihre Umsätze würden sinken und das würde Arbeitsplätze kosten.
  • Finanzierung von Medien: Viele kostenlose Zeitungen, Wochenblätter und Anzeigenblätter finanzieren sich primär über Werbeeinnahmen. Würde diese Einnahmequelle wegfallen, müssten diese Medien entweder eingestellt werden oder ihre Leser zur Kasse bitten.

Fazit:

Der Wunsch nach einem werbefreien Briefkasten ist nachvollziehbar und spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für Umwelt und Informationsüberfluss wider. Der kleine „Stopp Werbung“ Kleber ist ein stiller Protest gegen die unerwünschte Werbe-Flut. Ein kompletter Wegfall der Werbung hätte jedoch tiefgreifende wirtschaftliche und gesellschaftliche Konsequenzen, die weit über den leeren Briefkasten hinausgehen würden. Es ist ein komplexes Zusammenspiel, bei dem persönliche Präferenz auf die Bedürfnisse von vielen Branchen trifft.

Vielleicht liegt die Zukunft in einer rein digitalen Form der Werbung? Ich denke nicht. Die digitale Werbeflut ist noch viel krasser und kann sogar gefährlich sein, aber das ist ein ganz anderes Thema. Ich habe übrigens keinen Kleber am Briefkasten.

Autorin:

Iris Affolter
Plus Media GmbH
affolter@plus-media.ch
062 723 90 90

 

 

zurück